#minimalismus. Vom Nicht Reinlassen

Hallo. Hier schreibt die @mons7 von der Lernspielwiese.

Wochenende – Freigedenke

Ihr merkt allein schon daran, dass ich mich wieder einmal meinem geheimen Lieblingsthema, Minimalismus in der Praxis, hingebe, dass es Wochenende ist. Unter der Woche wird sich gefälltigst mit Lernen und Bildung beschäftigt. 😉 Am besten mit MOOCs und mehr.

Heute aber habe ich frei. Und fühle mich zutiefst inspiriert von Dörtes neuem Blog.

Hier deshalb meine ersten und noch unfertigen (nicht durchgängig in die Praxis umgesetzten) Gedanken zum … Nicht Reinlassen.

Reduzieren ungenügend

Gängige Werke im Themenbereich Minimalismus beginnen immer mit der befreienden Wirkung des Reduzierens. Diese habe ich selbst auch schon erfahren. Inspirierend waren für mich dabei z.B. Magic Cleaning (Amazon Affiliate Link).

Dies allein halte ich jedoch für ungenügend. Vielmehr kann ein solches Reduzieren dazu führen, dass man nach und nach wieder mehr Material in sein Leben lässt, um dieses dann wieder zu reduzieren und Neues wiederum einzulassen. Ein Teufelskreis, vergleichbar dem berühmten JoJo-Effekt beim Abnehmen. Wie auch dort davon verursacht, dass man nichts grundsätzlich an und in seinem Leben ändert, vielemehr nur eine temporäre Verhaltensänderung an den Tag legt.

Hat man mal reduziert, so ist die Kunst der Stunde vielmehr das nicht mehr Reinlassen.

Nicht rein lassen ist Nein sagen

Nein sagen ist für viele Menschen jedoch per se schwierig. Noch schwieriger, wenn man im Bildungsbereich arbeitet. Erst einmal Vielfalt aushalten und zulassen will. Sage ich spontan nein zu etwas, und „würge“ damit etwas im Kern Positives ab? Vergebe ich mir dann eine (Bildungs-)Erfahrung für mich selbst?

Woran mache ich es fest, ob ich etwas potentiell für mich Reichhaltiges, Wertvolles, dann, wenn ich noch gar nicht weiß, wie es sich in meinem täglichen Umgang anfühlt (sofern es dahin überhaupt gelangt, das Ding), ob ich es bejahen oder verneinen soll?

(M)Eine mitnichten auch nur selbst beantwortete Grundfrage dazu. Allerdings mit ersten Ideen dazu.

Wählerisch in Aufenthaltsorten

Und mit Aufenthaltsorten meine ich nur die offensichtlichen (offline), sondern genauso „Örtlichkeiten“ online. Ein Beispiel fürs Offline. Einkaufspassagen, -zentren, kostenpflichtige wie auch immer geartete künstlich gestaltete „Erlebnis“-Umgebungen.

Ins Grüne spazieren statt in Einkaufskomplexen flanieren

Keine Besuche ohne Grund und Plan in Einkaufszentren. Alternative: Dann lieber ins Grüne. An die Nidda. Mit dem Hund. Dieser Vorschlag hat implizit im Übrigen 2 Aspekte. 1…. Freizeit hat nichts mit Einkaufsmöglichkeiten zu tun. sondern mit Reizverminderung. 2….. wenn ich etwas brauche, überlege ich erst, was es genau ist, wo ich es bekomme… und wie viel ich dafür ausgeben möchte. So grob ein Geschenk z.B. zu suchen ist nicht nur ineffizient, … sondern auch … teuer. 😉 Apropos Geschenk.

2) Erst mal selber machen

Und das gilt nicht nur für Geschenke. Möglich z.B. auch für Kleidung. Ich suche schon seit etwa drei Herbsten ein Fleece-Kleid. Also ein ganz einfaches, schlichtes. Ohne Kapuze (wie die oft haben). Kurz von der Länge aber mit (etwas über)langen Ärmeln. Dick. Waschbar und kuschelig. Habe immer mal etwas in der Art gefunden, … aber eben nur in der Art. Just heute dachte ich mir, da ja gerade Sommer und noch Zeit, warum nicht einfach eines selbermachen? … hier mein erster Entwurf.

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Mir fällt dabei ein, dass man auch ein – ich denke es heißt Schnittmuster? – i.d.R. kauft (zumindest kann ich mich daran von früher erinnerin), außer man ist Schneiderin. Und kann das selbst. Ich überlege, ob man sich einen Entwuf auch selbst basteln kann, vielleicht anhand eines ähnlichen Schnittes im eigenen Schrank. Bin mir aber nicht sicher. Ich werde recherchieren. Wo bekomme ich den geeigneten Stoff her? Auch das eine erneute Recherche-Aufgabe, die ich mir vermerke. Nähen könnte ich es in meinem kindlichen Zuhause. Auf der dort vorhanden Nähmaschine habe ich seinerzeit meine ersten Versuche unter Anleitung meiner Mutter gestartet, keine ganz erfolglosen, außer meine Erinnerung trügt. Auch in Frankfurt gibt es verschiedene Gelegeneheiten und Örtlichkeiten, zu und an denen man sich zum eigenen Nähen treffen kann. Sogar Nähmaschinen gibt es dort. Selbstkauf nicht nötig.

Eine Reihe von nicht zu Tuns sondern gewollten Tätigkeiten erscheint hier bereits am Horizont. Ich sinniere, um wie viel reicher schon allein das Entstehen des guten Stückes verglichen mit dem schnöden Akt des Kaufens. Eine ganze (andere) Welt des Tätigseins tut sich hier auf.

3) Aufgeschoben manchmal aufgehoben

Aber zurück zu den sehr viel häufiger praktizierten schnöden Kaufakten. Ich versuche – was mir allerdings nicht immer gelingt – einen solchen nicht zu tätigen, ohne vorab ein wenig über das zu erwerbende Produkt zu reflektieren. In welcher Situation VERWENDE ich es? Muss ich – um es verwenden zu können – von einem anderen lassen? Wie (zeitlich) nah ist der Verwendungszweck? Und wie oft verwende ich es wahrscheinlich? Was ziemlich gut klappt ist, dass wenn der avisierte Verwendungszweck zu weit in der Ferne liegt, ich den Kauf auf diese Ferne verschiebe.

Und in etwa 50% der beschriebenen Fälle erledigt er sich damit.

4) Tun statt schauen/kaufen

Weniger konkret gesprochen, aber in obigen Gedanken implizit enthalten ist immer der Grundsatz, dass das aktive (also durch Tun/tätgig werden) befriedigen des Bedürfnisses (das ich dazu auch erst einmal explizieren muss) meist der Weg der Minimalistin ist. Je schneller das Bedürfnis zu befriedigen, je passiver man bei der Befriedigung dabei, desto wahrscheinlicher, dass man seiner Gesamt-Haltung des #minimalismus gerade entgegen handelt.

5) Ihr so?

Und ihr? Wie verhindert ihr es, dass sich in über eure Haltung des #minimalismus im wahrsten Sinne des Wortes geschaffene Freiräume nicht wieder langsam und nach und nach durch andere materielle Dinge vermüllen?

Das fragt sich

@mons7

 

11 Gedanken zu “#minimalismus. Vom Nicht Reinlassen

  1. Danke fuer Deine Gedanken zu dem Thema!
    Mein Schwachpunkt sind Freebies (Produktproben, kostenlose Zeitschriften etc) und ich uebe mich hier im ‚Nein‘ sagen. Umsonst ist eben nicht kostenlos (bezl des Platzes in unserer Wohnung und der Ressourcen, die dafuer verwendet werden).
    Sonst: 30-Tage-Liste, bzw. Liste mit moeglichen Anschaffungen finde ich wirklich hilfreich. Auch die Frage, wie/wann ich das betreffende wieder los werde haelt mich oft vom Kauf ab.

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    • Ui ui ui, kenn‘ ich, mit den Freebies. Will dann auch immer höflich sein. Wenn die versucht werden, mir in die Hand zu drücken. Und denke, mensch, die Verteiler, die machen ja auch nur einen Job, um zu überleben, wenn jetzt alle die Freebies ablehnen… haben die keinen Job mehr. Und solche wirren Gedanken mehr. 🙂
      Das mit der 30-Tage-Liste finde ich ja eine klasse Idee… hast Du da mal drüber genauer gebloggt? Dann bitte HER mit dem Link!
      Ein schönes Wochenende wünscht
      @mons7

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  2. Für mich heißt es in diesem Punkt: üben, üben, üben.

    Mir hilft die Erkenntnis, dass Neuangeschafftes nicht ewig in meinem Besitz sein muss. Es ist völlig ok, wenn ich ein Buch lese und danach gleich weitergebe oder zum öffentlichen Bücherschrank bringe. Entpuppt sich ein Neukauf als Fehlanschaffung – kommt leider immer noch vor – kann ich ihn weiterverkaufen oder weiterverschenken.

    Eine böse Falle, die ich versuche zu meiden: Gratisbeigaben, Pröbchen, Abogeschenke usw. Das meiste würde ich mir für Geld nie leisten und brauche es auch nicht. Ich finde es sehr störend, dass man manche Angebote gar nicht wahrnehmen kann, ohne zwangsweise ein Werbegeschenk zu bekommen. Geschenke und Minimalismus sind eh ein schwieriges Thema, da sollte ich mal zu bloggen ;-).

    Und noch ein wichtiger Punkt, ich meine aus dem von dir erwähnten ‚Magic Cleaning‘: Ich trauere nicht mehr ausgegebenem Geld hinterher. Wenn ich mir ein Buch kaufe und lese, dann war die Ausgabe sinnvoll. Egal, ob ich danach noch ein paar Euro für das Buch bekomme, oder es verschenke. Wenn ich ein Ding kaufe und es später doch nicht benötige, dann hat die Ausgabe ihren Zweck im Moment des Kaufs erfüllt und ein wie auch immer geartetes Bedürfnis gestillt. Ich kann es später weitergeben, ohne mich über ‚rausgeworfenes Geld‘ ärgern zu müssen.

    Letzlich ist es für mich ein Ausprobieren. Manchmal falle ich auf alte Muster herein. Aber das Reduzieren von Besitz scheint mir ohnehin keine Einmalaktion, sondern ein ständiger Begleider zu sein.

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  3. Liebe @diebeckerin, „Geschenke und Minimalismus sind eh ein schwieriges Thema, da sollte ich mal zu bloggen“ schreibst Du. Wie wäre es mit einem weiteren Gastbeitrag. Hier und vor Ort? 🙂

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  4. Das Nicht-Reinlassen ist ein wichtiger Aspekt des Minimalismus‘ (der Fülle). Ich praktiziere das seit Jahren vor allem in Form von Verzicht auf Nachrichten, Fernsehen, Werbung, Magazine und Werbeblätter. Ich habe meinen Fernseher vor 6 Jahren entsorgt und vermisse ihn überhaupt nicht. (Filme und Serien gucke ich trotzdem, aber bewusst ausgewählt aus der Bibliothek, über legalen Livestream – itunes, Amazon Prime – oder beim wöchentlichen Videoabend mit Freunden.) Meiner Ansicht nach ist die Werbung der größte Widersacher des Minimalismus‘, und deshalb ist das auch das Anfangsthema in meinem „Erleichtere dein ganzes Leben in allen Bereichen“-Mailprogramm und -Jahrbuch. Denn erst, wenn man da eine Weile auf Abstand gegangen ist, fällt einem auf, wie viel Blödsinn einem die Werbespots verkaufen wollen, wie hirnrissig die Behauptungen sind. Ich verstehe wirklich jeden, der darin noch feststeckt und es gar nicht merkt. Sandra, die Minimalistin der Fülle

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  5. Ich überlege mir 3 gute Argumente GEGEN das Produkt, warum mich der Neukauf enttäuschen könnte. Bei kleinen Sachen 3 Tage. Bei einer Blume für den Balkon z. B.. Größere Sachen stehen auf der 30-Tage-Liste.

    Ich limitiere mir den Platz in der Wohnung. Hab z. B. nur Platz für 3 Cremes in 3 Glasbehältern. Ich muss mir also nie mehr Gedanken drum machen was ich noch alles anschleppe, weil ich gar keinen Platz hätte für eine neue Creme. In Plastik bleibt nix mehr. Wird alles umgefüllt. Bei Ölen genauso.

    Ich sage mir, dass ich alles habe und nix brauche und das Neue mich auch nicht glücklicher macht. Das sage ich laut, leise, streng. Und als Rap. Je nach Bedarf. Langsam glaube ich das auch. 🙂 🙂 🙂
    Nein, im Ernst. Was soll das ganze Kaufen? Bringt doch keinem was. Lieber: Wenig, wohldurchdacht und von sehr guter Qualität.

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  6. Als typischem Mann (?) geht es mir so:
    In die Stadt zum Einkaufen gehe ich meist total ungern. Ich bin schnell genervt, der Rummel ist blöd und ich versuche, Stoßzeiten, wo scheinbar alle anderen unterwegs sind, zu meiden.
    Ich krieg auch zunehmend schlechte Laune, wenn ich darüber nachdenke, mit welcher Macht die Werbeindustrie versucht, unsere Gehirne zu beschäftigen und weichzukochen (unter Umgehung des Großhirns…). Gefühlt ist es Jahre her, dass ich durch irgendeine Werbebotschaft eine sinnvolle Information bekommen habe. Wieso akzeptieren wir das wie die Schafe??

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